Bram Stokers Dracula

  Bram Stokers Dracula

1. Inhaltsangabe des Romans

Ein junger englischer Rechtsanwalt, Jonathan Harker, berichtet in seinem Tagebuch von einer Reise nach Siebenbürgen (Transsylvanien), um dem Grafen Dracula beim Erwerb eines Hauses in den Vororten Londons behilflich zu sein. Bauen, die von seinem Reiseziel hören, raten von einem Besuch auf Schloß Dracula ab. Harker tut dies als Aberglaube ab. Als Schloßherrn findet er einen großen alten Mann mit blasser Haut, roten Augen und vollen roten Lippen, scharfen weißen Zähnen und langem weißen Schnurrbart.
    Während seines zweimonatigen Aufenthaltes, der sich zunehmend als Gefangenschaft erweist, hat der Anwalt viele unheimliche und grauenerregende Erlebnisse. Er bemerkt, daß Graf Dracula nie tagsüber zugegen ist, nie ißt oder trinkt und kein Spiegelbild hat. Als er entgegen Draculas Warnung eines Nachts außerhalb seines Gästezimmers eingeschlafen ist, findet er beim Erwachen drei schöne Frauen vor, die darüber streiten, wer ihn als erste küssen solle. Als eine der drei Frauen ihren Mund auf seinen Hals drücken will, stürmt Dracula herein und beansprucht Harker für sich. Dieser wird ohnmächtig und wacht erst in seinem eigenen Bett wieder auf.
    In den folgenden Tagen sieht er Dracula mit dem Kopf voran die Schloßmauer hinunter klettern und gestohlene Babys ins Schloß bringen. Als eine verzweifelte Mutter im Schloßhof ihr Kind zurückverlangt, hetzt Dracula ein Rudel Wölfe auf sie. Schließlich entdeckt Harker, daß Dracula am Tage in einem Sarg in der Krypta schläft und seine Verschiffung nach England vorbereitet. Daraufhin entschließt er sich, die steile Schloßwand und den Abhang hinunter in die Freiheit oder den Tod zu klettern.

Rückblickend erfährt der Leser nun, daß Jonathan Harkers Verlobte in England, Mina Murray, einen Brief von Lucy Westenra erhält, in dem diese von drei Heiratsangeboten erzählt, die sie an einem Tag von drei Bewerbern erhalten hat. Lucy hat sich für Arthur Holmwood, den künftigen Lord Godalming entschieden. Einer der anderen Bewerber, Dr. John Seward, ist Direktor des Irrenhauses und interessiert sich besonders für einen Patienten namens Renfield, der gerne Insekten, Vögel und Ratten ißt. Während Mina auf die Rückkehr ihres Verlobten aus Siebenbürgen wartet, verbringt sie einen Urlaub mit Lucy und ihrer Mutter in Whitby.

Eines Nachts läuft im Hafen von Whitby ein russischer Schoner auf Grund. Der Kapitän ist tot, das Logbuch erzählt vom Verschwinden der Besatzung Mann für Mann, und ein großer schwarzer Hund springt von Bord und verschwindet. 50 mit Erde gefüllte Kisten werden von Bord nach London gebracht.
    Lucy leidet nun unter Alpträumen und Schlafwandeln. Als Mina eines Nachts aufwacht, ist Lucy weg; Mina findet sie auf dem Friedhof auf einer Bank auf dem Grab eines Selbstmörders sitzen. Ein großer Mann mit roten Augen beugt sich über sie, verschwindet aber plötzlich. Mina steckt Lucys Schal fest; später bemerkt sie zwei Löcher in Lucys Hals, die sie auf ihren ungeschickten Umgang mit der Nadel zurückführt.
    In London stellt Dr. Seward fest, daß Renfield zunehmend unruhig wird und rätselhafte Bemerkungen macht, etwa: "Der Meister ist hier." Lucy wird immer schwächer und blasser. Mina bemerkt außerdem eine große Fledermaus in der Nähe des Hauses. Dann erhält sie aus einem Krankenhaus in Bukarest einen Brief, der ihr mitteilt, daß Jonathan dort seit sechs Wochen mit einem "Hirnfieber" liege. Sie eilt zu ihm, und die beiden heiraten, als er das Delirium überwunden hat.

In Whitby geht es Lucy immer schlechter. Arthur Holmwood bittet Dr. Seward, seinen Freund und ehemaligen Rivalen, schriftlich um einen Krankenbesuch. Dieser konsultiert seinen alten Professor, Abraham Van Helsing aus Amsterdam, der eine Bluttransfusion von Arthur zu Lucy vornimmt. Lucy erholt sich vorübergehend, aber ein paar Tage später ist sie blasser als zuvor. Holmwood legt einen Kranz aus Knoblauch-Blüten um ihren Hals und weiteren Knoblauch um das Fenster; Lucys Mutter entfernt den Knoblauch und öffnet das Fenster, um frische Luft hereinzulassen. Als es ihr am Morgen noch schlechter geht, gibt Helsing ihr von seinem eigenen Blut und legt den Knoblauch wieder an seine Stelle. In der folgenden Nacht, als Lucy und ihre Mutter wachen, bricht ein riesiger Wolf durchs Fenster. Lucy wird ohnmächtig, während ihre Mutter ihr den Knoblauchkranz vom Hals reißt und an einem Herzschlag stirbt. Am nächsten Tag erhält sie eine letzte Bluttransfusion von Quincey Morris, dem dritten ihrer ehemaligen Bewerber, der plötzlich auftaucht; sie stirbt jedoch zwei Tage später.

Die Harkers kehren nach England zurück. Jonathan schreibt seine schreckliche Erinnerungen seinem langem Delirium zu, bis er den Grafen Dracula plötzlich auf einer Londoner Straße sieht, offenbar deutlich verjüngt. Zu Hause erhalten sie ein Telegramm von Van Helsing, das sie über Lucys Tod informiert. Bald nach ihrer Beerdigung berichten die Zeitungen vom Verschwinden mehrerer Kinder in der Nähe des Friedhofs, die am nächsten Morgen geschwächt und mit Löchern im Hals aufgefunden wurden. Die Kinder erzählen, sie seien von einer schönen Frau weggelockt worden.
    Van Helsing kommt nach London und lernt den Inhalt von Jonathans Tagebuch kennen. Er versichert ihm, daß dessen Erlebnisse in Siebenbürgen keine Halluzinationen gewesen seien. Als er die Zeitungsberichte sieht, erkennt er in der unheimlichen Frau Lucy wieder und zieht ihre drei ehemaligen Bewerber, Seward, Holmwood und Morris, ins Vertrauen. In der Nacht sehen sie Lucy tatsächlich auf dem Friedhof und können ein Kind retten. In der folgenden Nacht suchen sie Lucys Grab auf und treiben ihr einen Pflock ins Herz, schneiden ihr den Kopf ab und füllen ihr den Mund mit Knoblauch, um sie vor dem Schicksal der "Untoten" zu retten. Zusammen mit den Harkers spüren sie 29 der Kisten des Grafen auf und legen Hostien hinein, wodurch sie für Dracula unbewohnbar werden.
    Dieser ist inzwischen von Renfield in die Irrenanstalt gelassen worden, die gleich neben Carfax liegt – dem Anwesen, das er mit Jonathans Hilfe kaufen wollte. (Vampire können ein Haus nur betreten, wenn sie zum Eintreten aufgefordert werden.) Dracula trinkt nächtelang unbemerkt Minas Blut, bis eines Nachts Renfield mit gebrochenem Rückgrad und Schädel aufgefunden wird. Im Sterben erzählt er von Draculas Angriffen auf Mina. Als die Männer in ihr Schlafzimmer kommen, finden sie Jonathan benommen vor und Mina Blut von der Brust des Grafen trinken. Eine Hostie vertreibt Dracula, verbrennt aber auch Minas Haut, als sie ihre Stirn berührt.

Die Männer setzen nun alles daran, Dracula zu vernichten, um Mina Lucys Schicksal zu ersparen. Sie entdecken ein weiteres vom Grafen erworbenes Haus in Picadilly und darin weitere Kisten. Alle bis auf eine werden mit Hostien präpariert, und man wartet auf Dracula. Dieser kommt tatsächlich, kann aber entkommen. In der verbleibenden Kiste mit Erde versucht er, sich in sein Schloß in Sicherheit zu bringen, aber seine Widersacher verfolgen ihn auf den Kontinent, geleitet von Mina, die in telepathischem Kontakt mit ihm steht. Die Jagd geht weiter über Land und See nach Siebenbürgen.
    Während Van Helsing und Mina auf dem Schloß warten und der Holländer die drei Frauen in ihren Särgen pfählt, geraten die übrigen in einen Kampf mit Zigeunern, die Dracula in seinem Sarg auf einem Pferdewagen transportieren. Morris wird tödlich verwundet, aber es gelingt, die Kiste aufzubrechen und – gerade als die Sonne untergeht – Draculas Kopf abzutrennen und ein Messer in sein Herz zu stoßen. Bevor sein Körper zerfällt, macht sich auf Draculas Gesicht ein Ausdruck des Friedens breit, und der Fleck auf Minas Stirn verschwindet: Sie ist gerettet.

2. Landeskunde aus dem Roman

Die fiktive Hauptperson, Jonathan Harker, beschreibt im ersten Kapitel ("Jonathan Harker's Journal", 5.–9. Absatz), wie er sich auf die Reise nach Transsylvanien vorbereitet hat:

Having had some time at my disposal when in London, I had visited the British Museum, and made search among the books and maps in the library regarding Transylvania; it had struck me that some foreknowledge of the country could hardly fail to have some importance in dealing with a nobleman of that country.

I find that the district he named is in the extreme east of the country, just on the borders of three states, Transylvania, Moldavia, and Bukovina, in the midst of the Carpathian mountains; one of the wildest and least known portions of Europe.

I was not able to light on any map or work giving the exact locality of the Castle Dracula, as there are no maps of this country as yet to compare with our own Ordance Survey Maps; but I found that Bistritz, the post town named by Count Dracula, is a fairly well-known place. I shall enter here some of my notes, as they may refresh my memory when I talk over my travels with Mina.

In the population of Transylvania there are four distinct nationalities: Saxons in the South, and mixed with them the Wallachs, who are the descendants of the Dacians; Magyars in the West, and Szekelys in the East and North. I am going among the latter, who claim to be descended from Attila and the Huns. This may be so, for when the Magyars conquered the country in the eleventh century they found the Huns settled in it.

I read that every known superstition in the world is gathered into the horseshoe of the Carpathians, as if it were the centre of some sort of imaginative whirlpool; if so my stay may be very interesting. (Mem., I must ask the Count all about them.)

3. Stokers Biographie

Abraham (Bram) Stoker wurde am 8. November 1847 in Clontarf nördlich von Dublin als das dritte von insgesamt sieben Kindern geboren. In den ersten sieben Jahren seiner Kindheit fesselten ihn zahlreiche Krankheiten ans Bett und ließen ihm somit viel Zeit zum Lesen. Später am Trinity College in Dublin befaßte er sich mit Literatur und Theater und lernte den bekannten Schauspieler Henry Irving kennen. Nach seinem Abschluß trat er in seines Vaters Fußstapfen einen Posten als Zweiter Buchhalter im Schloß von Dublin an.

Seine literarische Karriere begann schon 1871: Er nahm den unbezahlten Posten eines Drama-Kritikers beim Evening Mail an und schrieb gleichzeitig Kurzgeschichten. Sein erster Erfolg stellte sich ein Jahr später ein, als The London Society seine Kurzgeschichte The Crystal Cup veröffentlichte. 1875 bereits wurde Stokers einzigartige fiktionale Begabung offenkundig: In dem vierteiligen Fortsetzungsroman Chain of Destiny präsentierte er die Themen, die sein Markenzeichen werden sollten: Horror gemischt mit Romanzen, Alpträumen und Flüchen.

10 Jahre nach seiner Studentenzeit traf er den Shakespeare-Schauspieler Henry Irving wieder und verfaßte eine positive Kritik seiner Darstellung des Hamlet. Die daraus resultierende Freundschaft führte schließlich dazu, daß Stoker 1878 seinen Regierungsposten aufgab und Direktor in Irvings Theater "London Lyceum" wurde. Kurz darauf bekundete das Verlagshaus Samson (Lowe) Interesse an einer Sammlung von Stokers Geschichten. 1891 wurde Under the Sunset veröffentlicht, das teilweise gut aufgenommen, teilweise aber auch als für Kinder zu grausam angesehen wurde. Als Stoker 1890 für seinen Abenteuerroman The Snake′s Pass günstige Kritiken erntete, machte er sich bereits Notizen für einen Vampir-Roman. Er verfolgte weiter makabre Themen, bis im Juni 1897 schließlich Dracula folgte. Die dem Werk zugrundeliegenden Recherchen nannte der Autor in der EinleitungAberglaube.

Die Kritiken fielen gemischt aus, das Werk wurde z. B. mit Mary Shelleys Frankenstein und Adgar Allan Poes The Fall of the House of Usher verglichen, aber auch als abstoßend abgelehnt. Viel Geld brachte es Stoker nicht ein. 1903 schrieb er The Jewel of the 7 Stars und 1906, ein Jahr nach Irvings Tod, Personal Reminiscences of Henry Irving. Weitere Romane folgten bis zu Stokers Tod 1912 im Alter von 64 Jahren.

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