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Flug- bzw. Flederhunde (Megachiroptera)
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Flederhunde in Zentralaustralien
Flederhunde im Schlafbaum am Flußufer; Katherine Gorge, Zentralaustralien

Eine Website, die sich intensiv mit Fledermäusen befaßt, sollte zum Vergleich auch den anderen Zweig der Fledertiere, also die Flug- bzw. Flederhunde (Unterordnung Megachiroptera) kurz vorstellen. Diese sind im Durchschnitt größer als die überwiegend insektenfressenden Fledermäuse, sie ernähren sich von Früchten und Blüten und leben in den Subtropen und Tropen der "Alten Welt", also in Afrika, Asien und Australien. Mit den Fledermäusen sind sie nicht direkt verwandt, stellen also eine eigenständige, parallele Entwicklung dar.

1. Familien & Arten

Man unterscheidet drei Familien, die sich weiter in vier Unterfamilien, 39 Gattungen und etwa 130 Arten differenzieren lassen. Die auf -idae endenden wissenschaftlichen Bezeichnungen bezeichnen die drei Familien, die Endung -inae zeigt Unterfamilien an:

  1. Flughunde im engeren Sinne (Pteropidae)
  2. Langzungen-Flughunde (Macroglossidae)
  3. Spitzzahn-Flughunde (Harpyionycteridae)

Die unter Tropen-Touristen bekanntesten Arten gehören zur Gattung der Eigentlichen Flughunde (Pteropus): der Indische Flughund bzw. Flugfuchs (P. giganteus, s. Foto), der malaiische bzw. javanische Kalong (P. vampyrus bzw. P. v. vampyrus), der australische Graukopf-Flughund (P. poliocephalus) und der Rote Flughund Madagaskars (P. rufus). Auch in Zoologischen Gärten sind sie gelegentlich zu bewundern.

2. Körpermerkmale

Flederhunde können 6–40 Zentimeter lang und 15–900 Gramm schwer sein und eine Flügelspannweite zwischen 24 und 140 cm aufweisen. Da sich die allermeisten Arten nicht per Echopeilung, sondern optisch orientieren, sind ihre Augen im Verhältnis zum Schädel entweder normalgroß oder übergroß – je nach Aktivitätszeit der jeweiligen Art. Die Ohren sind mittelgroß, der für einige Fledermausfamilien typische Ohrdeckel (Tragus) fehlt. Ein für Insektenfresser typisches Raubtiergebiß sucht man ebenfalls vergeblich: Zwar sind Eck- und Schneidezähne gut ausgebildet, die hinteren Backenzähne aber sind breit und flach: ideal für das Zerquetschen von Früchten; außerdem stehen die Zähne oft durch Lücken getrennt hintereinander. Ernährungsbedingt ist die Zunge verhältnismäßig lang und beweglich und besitzt weiche Tastpapillen und nach hinten gerichtete Hornpapillen zum Abraspeln des Fruchtfleisches. Die Mundöffnung reicht nicht allzuweit nach hinten, so daß der flüssige Nahrungsbrei nicht verlorengeht.

Indischer Flughund bzw. Flugfuchs (Pteropus giganteus)
Männlicher Indischer Flughund bzw. Flugfuchs (Pteropus giganteus) in der Voliere eines Tierparks

Anders als bei Fledermäusen hat sich bei den meisten Flederhunden am zweiten Finger eine kleine, offenbar heute funktionslose Kralle erhalten, die nur bei den Gattungen Dobsonia, Eonycteris, Nesonycteris und Notopteris fehlt. Der zweite Finger ("Zeigefinger") ist noch dreigliedrig (bei Notopteris zweigliedrig), während er bei Fledermäusen nur noch aus einem Langknochen besteht. Die Schwanzwirbelsäule hingegen ist weitgehend zurückgebildet und bei vielen Arten äußerlich nicht mehr sichtbar; nur die Gattung Notopteris repräsentiert mit zehn Schwanzwirbeln wiederum einen älteren Entwicklungsstand. Da Früchte, Nektar und Blüten nicht mit der Schwanzflughaut (Uropatagium) erbeutet werden, ist auch diese mehr oder weniger stark zurückgebildet. Mit ihrem normal entwickelten Fuß führen Flederhunde geschickt Früchte zum Maul.

3. Nahrungssprektrum

Auf dem Speisplan der Flederhunde stehen viele der Früchte, die in Mitteleuropa meist erst zum Ende des 20. Jahrhundert die Märkte eroberten: Avocados, Bananen, Datteln, Feigen, Guajaven, Mangos, Orangen, Pandanus, Papayas etc. – alles, was süß und saftig ist und auch uns Menschen mundet. Die grundsätzlich fructivore Ernährung der Flederhunde umfaßt jedoch eine Reihe von Spezialisierungen auch auf Blüten, Pollen und Nektar – und sogar Insekten:

Wasser nehmen Flughunde wie Fledermäuse und manche Vögel geschickt im Fluge auf.

4. Verhalten

Wer einmal Flughunde in den Tropen und Subtropen beobachtet hat, kennt sie als gesellige, unruhige, laute und streitsüchtige Kulturfolger: Zu Hunderten, manchmal zu Tausenden hängen sie gut sichtbar und scheinbar furchtlos in ihren Tagesschlafplätzen: großen Bäumen, die manchmal inmitten großer Städte stehen. Allen Unbilden der Witterung und Feinden sind sie so scheinbar schutzlos ausgesetzt: der prallen Sonne und Kälte, starkem Wind und Regen. Eingehüllt in ihre Flughäute trotzen sie jedoch erfolgreich solchen Widrigkeiten; wenn es zu heiß wird, benutzen sie ihre Flügel als Fächer. Kurz nach der für die Tropen typischen kurzen Dämmerung brechen sie gruppenweise auf und fliegen zu ihren Futterbäumen, die weit entfernt stehen können: Die großen Tiere überwinden auch größere Distanzen ohne große Mühe. Die Reste ihrer Mahlzeiten sind am Morgen unübersehbar.
    Doch gibt es auch heimlichere Flederhunde: Einige Arten bewohnen in großer Zahl Höhlen – etwa die "Höhlenflughunde" der Gattung (Rousettus). Einer ihrer Vertreter, der Angola-Flughund (Rousettus angolensis), schläft in tiefen stockfinsteren Felsgängen, in denen er sich – wie die Fledermäuse – nur durch Echopeilung orientieren kann. Wir haben es hier mit echter Konvergenz zu tun: der voneinander unabhängigen Entwicklung gleicher Merkmale durch nicht miteinander verwandte Tierformen.
    Die Fortpflanzungszeit hängt von den Breitengraden und Klimaten ab: Je ausgeprägter Jahres- bzw. Regen- und Trockenzeiten sind, desto eher beschränken sich Balz, Geburt und Jungenaufzucht auf bestimmte Monate im Jahr.

5. Bekämpfung

Da sich die meisten, vor allem die mittelgroßen und großen Arten, von Früchten ernähren, fallen sie natürlich auch in Plantagen ein. Da wäre es ein Wunder, wenn ihnen das die Landwirtschaft – speziell die europäisch geprägte – nicht übelnehmen würde. Flughunde werden daher immer wieder geschossen und verjagt, um auch in westlichen Überflußgesellschaften wie der australischen noch ein Stück mehr Profit zu sichern. Hoffen wir, daß dadurch keine ihrer vielen Arten ausgelöscht wird.

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