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Fledermäuse: Öffentlichkeitsarbeit

Der Schutz bedrohter Tierarten wird nicht nur durch den Schutz ihrer Habitate, Nahrungsressourcen und Fortpflanzungsstätten und durch Erste-Hilfe-Maßnahmen erreicht – Artenschutz profitiert indirekt auch von der Anschauung und Öffentlichkeitsarbeit, also von Schauen und Zeigen: Menschen möchten die Wunder der Natur sehen und erleben und auch mit dem Herzen für den Naturschutz gewonnen werden. Wie aber ist dies mit Tieren möglich, die nachts ein heimliches Leben führen und kaum jemals ins Bewußtsein der Menschen dringen? Wie läßt sich der einzelne, wie läßt sich die Öffentlichkeit für unsere Fledermäuse gewinnen?
Es gibt drei Möglichkeiten, sich und andere für Fledermäuse zu begeistern: durch Beobachtung Fledermaus-Beobachtung der jagenden Tiere an Sommerabenden, durch Ausstellungen Fledermaus-Ausstellungen und durch Bau, Montage und Instandhaltung Quartier-Bau geeigneter Quartiere.

1. Fledermaus-Beobachtung

Fledermäuse lassen sich im Prinzip dort beobachten, wo man auch gefiederte Luftjäger wie Schwalben und Mauersegler beobachten kann: Im Luftraum und in ihren Nestern bzw. Quartieren. Die menschliche Neugier auf Fledermäuse an ihren Sommer- und Winterquartieren zu befriedigen verbietet sich jedoch aus drei Gründen: Erstens sind die meisten Quartiere gar nicht bekannt, zweitens sind die bekannten Quartiere oft kaum zugänglich, und drittens und vor allem kann eine Inspektion der Quartiere durch schaulustige Laien die störungsempfindlichen Tiere erheblich gefährden: Panik in einer Wochenstube kann zum Verlust von Jungtieren führen, und die Unterbrechung des Winterschlafes kann eine Fledermaus so viel Energie kosten, daß sie die kalte Jahreszeit nicht übersteht. Beobachtungen sollten also Biologen und Naturschützern vorbehalten bleiben, Störungen irgendwelcher Art sind nur mit behördlicher Sondergenehmigung erlaubt.

Für Beobachtungen kommen folglich zunächst nur jagende Fledermäuse in Frage. Man muß nur wissen, wo und wann man sie am besten zu sehen bekommt: Im Spätherbst und Frühjahr sieht man sie nicht bzw. nur ausnahmsweise in der Luft, wenn sie das Quartier wechseln. Im Frühling und Sommer jagen sie vor allem dann, wenn auch viele Insekten unterwegs sind, und das ist in kühlen und nassen Nächten kaum der Fall. Die besten Chancen, jagende Fledermäuse zu sehen, hat der Fledermausfreund also in warmen Sommernächten – genau dann, wenn er ohnehin gerne bis in die Nacht hinein auf der Terrasse oder im Biergarten sitzt.

Laternen: Nicht wenige Menschen haben bei solchen Gelegenheiten schon unbeabsichtigt Fledermäuse gesehen: Vom Schein einer Gartenlaterne angelockt streben viele Nachtinsekten dem künstlichen Licht zu und locken ihrerseits Fledermäuse an, die solche Futterplätze aus Erfahrung kennen und immer wieder aufsuchen. Außenlampen in Stadtrandgärten und Straßenlaternen in Vororten und selbst in den Parks großer Städte bieten also schon Gelegenheit, ein paar flüchtige Blicke auf die lautlosen Jäger zu erhaschen. Am besten sind die Tiere zu sehen, wenn die Lichtquelle den Betrachter am wenigsten blendet: Man sollte sich also in einigem Abstand zur Laterne aufstellen oder auf eine Bank setzen oder aus einem Fenster heraus beobachten. Meist sieht man Zwerg- und Breitflügelfledermäuse (Pipistrellus pipistrellus, Eptesicus serotinus).

Fledermausrevier Parkteich
Ein Teich im Stadtpark ist ein idealer Ort, um in warmen Sommernächten z. B. die Wasserfledermaus zu beobachten.

Gewässer: Eine weitere exzellente Beobachtungsmöglichkeit auch in der Stadt bieten Teiche und Weiher und Seeufer, und das aus zwei Gründen: Zum einen lassen sich Fledermäuse über einer spiegelnden Wasserfläche und gegen den noch schwach leuchtenden Himmel viel besser ausmachen als zwischen Baumkronen, in denen ihre Silhouetten immer wieder verschwinden; zum anderen sind Wasserflächen das bevorzugte Jagdrevier der Wasserfledermaus (Myotis daubentoni), die relativ zu anderen Arten noch durchaus häufig ist. Gewässer sind also der ideale Ort, um einzeln wie auch auch als Gruppe bzw. Verein Fledertiere zu beobachten.
    Ist die Exkursion als Gruppenerlebnis geplant, sollte sie vorbereitet werden: An lauen, trockenen Sommerabenden besucht zunächst ein "Kundschafter" einige geeignet erscheinende Gewässer mit mittlerer und hoher Randvegetation und hält Ausschau nach den Nachtjägern wie auch geeigneten Beobachtungsplätzen; in Frage kommen vor allem befestigte Uferstellen und ins Wasser gebaute Holzstege und -plattformen. Ist ein aussichtsreiches Gewässer mit geeignetem Beobachtungsplatz gefunden, werden die Interessenten und evtl. auch die Presse für einen geeigneten (also voraussichtlich warmen und trockenen) Abend eingeladen. Die Gruppe sollte sich dann etwa eine halbe Stunde vor Dämmerungsbeginn am ausgewählten Ort einfinden, damit noch genug Zeit bleibt, die zu erwartenden Beobachtungen zu erläutern, Fragen zu stellen und sich an die Lichtverhältnisse zu gewöhnen. Die "Ausrüstung" dieser nächtlichen "Expedition" kann sich auf eine lange Hose gegen Mücken, eine Jacke gegen die Abendkühle und eine Taschenlampe beschränken. Die ersten Sichtungen sind schon in der Dämmerungsphase möglich, oft müssen sich die Naturfreunde aber in Geduld üben und warten, bis es fast ganz dunkel ist: Plötzlich ist eine der nur spatzengroßen Wasserfledermäuse im schwachen Schein des Mondes oder des leuchtenden Horizontes zu erkennen. Sie flattert in geringer Höhe (meist nur 10–30 cm) über die Wasseroberfläche, um bald wieder vor dem dunklen Hintergrund etwa des ufernahen Gebüschs unsichtbar zu werden. Es versteht von selbst, daß während der Beobachtung alle Teilnehmer ruhig stehen- bzw. sitzenbleiben und keinen Lärm machen; Gedankenaustausch im Flüsterton hingegen stört jagende Fledermäuse offenbar nicht, was sie von anderen Wildtieren unterscheidet.
Taschenlampe: Maglite
    Wenn es trotz des üblichen Himmelsleuchtens gar zu dunkel geworden ist, kann man sogar einen weiteren möglichen Ausrüstungsgegenstand unserer Expedition, nämlich eine normale (das heißt nicht zu starke) Taschenlampe zu Hilfe nehmen. Andere nachtaktive Säugetiere wie Fuchs und Hase, Marder, Reh und Wildschwein würden solche Aufdringlichkeit sehr übelnehmen, Fledermäuse hingegen jagen, wie oben gesehen, ganz gezielt an Straßenlaternen und in Anwesenheit sich unterhaltender Spaziergänger und Partygäste. Sie nehmen also offensichtlich an unbeweglichen Lichtquellen keinen Anstoß. Daraus folgt für den Einsatz einer Taschenlampe: Man darf den Lichtstrahl nicht hin und her über das Wasser streifen lassen oder gar versuchen, die Fledermaus mit ihm verfolgen: Das würde dem Jäger das Gefühl vermitteln, ein Gejagter zu sein. Vielmehr sollte man den Lichtstrahl parallel zur Wasseroberfläche halten, was einfach dadurch zu erreichen ist, daß man die Lampe waagerecht neben sich auf den Boden legt. Der stationäre Lichtkegel wird dann immer wieder von einer Fledermaus gekreuzt. Sollte man trotz dieses zurückhaltenden Vorgehens den Eindruck gewinnen, daß sich die Tiere an der Beleuchtung stören – etwa weil zu viele oder zu starke Lampen leuchten –, ist deren Einsatz sofort stark einzuschränken oder zu beenden.

2. Fledermaus-Ausstellungen

Die Beobachtung jagender Fledermäuse ist gerade für "Stadtkinder" ein begeisterndes Erlebnis, aber ein flüchtiges: Man sieht den Flügelschlag und die Jagdtechnik, aber keine Details. Ausstellungen über Fledertiere stellen deshalb eine gute Ergänzung zu Freiland-Exkursionen dar. Was sollte man nun auf einer solchen Ausstellung zeigen bzw. sehen können?

3. Bau, Montage und Instandhaltung von Quartieren

Weitere Sympathie für den Fledertierschutz schafft die Herstellung Quartierbau und Montage bzw. Instandhaltung geeigneter Quartiere, denn selber aktiv zu werden motiviert mehr als nur zuzuschauen. Gerade Kinder lassen sich durch das Basteln von leicht zu bauenden Flachkästen für spaltenbewohnende Fledermausarten begeistern – etwa im Rahmen einer Ferienspaßaktion in den langen Sommerferien – und möchten diese "Fledermausbretter" anschließend auch mit aufhängen. Erwachsene Hobbyschreiner stellen sich mit ihrer oft profimäßigen Ausrüstung vielleicht lieber der Herausforderung eines größeren, aufwendigeren Quartiers, und mancher Idealist wird vielleicht seine Hilfe für den Erstellung eines Stollenverschlusses anbieten, um der örtlichen Fledertierfauna ein Winterquartier zu sichern. Das Gefühl, gebraucht zu werden, kann auch im Naturschutz Wunder wirken.

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